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Wasserversorgung durch
Leitungen |
1.
Gefälleleitungen |
Übersicht |
Mit
dem Wachsen der antiken Städte entstanden immer
größere Diskrepanzen zwischen dem natürlichen lokalen
Wasserangebot (Quellen, Grundwasser, Regenwasser) und
dem steigenden Wasserbedarf. Dadurch entstand schon bald
der Bedarf nach mehr oder wenigen langen
Wasserleitungen. Eine der ältesten bekannten Leitungen
stammt aus dem 7.Jrh.v.Chr. und wurde von den Assyrern
bei Dscherwan zur Wasserversorgung von Ninive erbaut.
Auch die Griechen beherrschten den Bau von
Wasserleitungen. Im antiken Athen wurde das Wasser vom
Hymettos sowie vom Pentelikon (zwei Berggipfel in der
Nähe der Stadt) in Leitungen herangeführt. Weitere
antike Wasserleitungen wurden beispielweise bei Theben,
Megara und Pharsalos gefunden.
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[102]
Begehbarer Stollenabschnitt |
Das
bekannteste griechische Bauwerk dieser Art ist aber
sicher der Tunnel des Eupalinos mit einem
durchschnittlichen Querschnitt von 1,80 x 1,80 Meter. Er
wurde in den Jahren um 550 v. Chr. zur Versorgung der
Stadt Samos, dem heutigen Pythagorion gebaut. Die antike
Wasserleitung hat ihren Anfang jenseits des
Stadtmauerberges an einer Quelle im Dorf Agiades (heute
überbaut). Von dort führt sie auf einer Länge von 900
m unterirdisch bis zum Nordabhang des Berges, durchquert
in einem Tunnel von 1036 m Länge den Bergrücken und
verläuft weitere 500 m am Südabhang auf der Stadtseite
bis zu einem Brunnenhaus, von dem nur mehr die
Grundmauern erhalten sind.
Für die Zuleitung mussten rund 1500 m³ gewachsener
Fels ausgehoben werden, für den Tunnel mit dem Kanal
rund 5000 m³ und für die Stadtleitung nochmals 500
m³. Insgesamt war die Leitung mehr als 1000 Jahre im
Betrieb, bis sie im 7. Jahrhundert n. Chr.
vernachlässigt wurde. Höchste Bewunderung gebührt dem
Baumeister Eupalinos aber für die Art und Weise, mit
der er die Vermessung des Tunnels gemeistert hat. Der
Tunnel ist immerhin 1036 m lang und eindeutig von beiden
Seiten gleichzeitig vorrangetrieben worden.
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Bei
den römischen Wasserleitungen können fünf
Konstruktionstypen unterschieden werden: die offene
Bauweise, der Tunnel, der Aquädukt, die Leitung auf
einer Mauer und die Druckleitung. Wasserleitungen und
Aquädukte basierten allein auf Gravitation, d.h. auf
einem stetigen Gefälle. Nach Vitruv sollte das Gefälle
mindestens 0,5% betragen. In Wirklichkeit lag es bei
durchschnittlich bei 0,15%-0,3%. Die Leitungen der
Hauptstadt hatten eher niedrigere Werte. Eines der
kleinsten Gefälle aller bekannten Wasserleitungen weist
der Pont-du-Gard
mit 7mm auf 100m auf.
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Römische
Wasserleitungen waren nach dem Muster der Wasserversorgung
des antiken Rom im gesamten Römischen
Imperium vorhanden. In der Zeit der römischen
Republik errichtete man sie aus behauenen Steinblöcken,
der eigentliche Wasserkanal bestand jedoch häufig aus
opus caementitium, dem "Römischem Beton". Zum
Schutz vor Erwärmung und Verdunstung wurden die offenen
Wasserleitungen oft mit Steinplatten abgedeckt. Je nach
dem geplanten Einsatz (Thermen und Bäder, Feuerwehr,
Brunnen, Zieranlagen u.ä.) fanden unterschiedliche
Qualitäten des gelieferten Wassers Verwendung. Agrippa,
der seit 33 v. Chr. unter Kaiser Augustus das Amt des
Vorsteher über das Bauwesen innehatte, konnte die
Wasserversorgung von Rom durch den Bau neuer Leitungen
und Laufbrunnen entscheidend verbessern. Zur laufenden
Wartung der neuen wassertechnischen Anlagen
stellte er 240 Sklaven aus eigenem Besitz zur Verfügung
(die sogenannten aquarii). Augustus übernahm nach dem
Tod Agrippas diese Sklaven in den Staatsdienst.
Außerdem wurden drei Beauftragte für öffentlichen
Wasserleitungen ernannt (die sogenannten curatores
aquarum). Später wurde noch das Amt eines procurators
hinzugefügt und die Anzahl der Wartungsarbeiter wurde
mit dem Bau weiterer wassertechnischer Anlagen
beständig vergrößert.
Die
meisten römischen Wasserleitungen verfielen im
Mittelalter, das in der Wasserversorgung und Hygiene
weit hinter dem Altertum zurückstand. Erst das 19.
Jahrhundert schuf man in den europäischen Großstädten
wieder Leitungen zu den einzelnen Häusern, wie sie die
antike Welt längst gekannt hatte.
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Abschließend
sei noch erwähnt, dass die praktischen Römer dem Bau
ihrer Aquädukte eine größere Bedeutung beimaßen, als
den riesigen aber letztendlich in den Augen der Römer
nutzlosen Pyramiden der Ägypter. Das zeigt sich ganz
deutlich bei dem folgenden Zitat von Plinius d.Ä. (23
n.Chr.- 79 n.Chr.): |
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"Doch
wer die Fülle des Wassers sieht, das so geschickt in
die Stadt geleitet wird, um öffentlichen Zwecken zu
dienen - Bädern, Häusern, Rinnsteinen, Vorstadtgärten
und Villen; wer die hohen Aquädukte betrachtet, die
erforderlich sind, um die richtige Beförderung zu
garantieren; wer an die Berge denkt, die deshalb
durchstoßen, und die Täler, die aufgefüllt werden
mussten, der wird zugeben, dass der Erdkreis nichts
Bewundernswerteres aufzuweisen hat." |
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Kanäle |
Schon
weit vor den Griechen leitete man als Trinkwasser
vorgesehenes Frischwasser durch geschlossene Leitungen.
In offenen Kanälen wurde größtenteils nur
Brauchwasser weitergeleitet. Seit den Anfängen des
antiken Leitungsbaus gab es immer sowohl in Kanal- als
auch in Stollenbauweise ausgeführte Leitungen
nebeneinander. Von der Kanalbauweise spricht man im
Gegensatz zur Stollenbauweise dann, wenn eine Leitung
zwar unterirdisch geführt wird, aber im Tagebau
erstellt und später wieder abgedeckt wird. Es gab aber
vor allem in römischer Zeit auch oberirdisch oder
ebenerdig verlaufende Kanäle, die durch Platten
abgedeckt wurden. |
Unterirdische
Kanalführung |
Die
unterirdische Kanalführung ist in griechischer oder
republikanischer Zeit die überwiegende Bauform, weil
die Leitungen so besser vor Fremdeinwirkungen in Zuge
kriegerischer Auseinandersetzungen geschützt waren.
Damit war auch zu Kriegszeiten die Wasserversorgung
einer belagerten Stadt gesichert. In den römischen
Provinzen nördlich der Alpen war der bessere Schutz des
Wassers vor Gefrieren im Winter ein weiteres Argument
für die unterirdische Kanalführung. |
[108]
Steinkanal |
In
archaischer und griechischer Zeit wurden die für
Kanäle ausgehobenen Gräben mit seitlich hochkannt
aufgestellten Steinplatten verschalt und oben mit
Steinplatten abgedeckt. Diese für die griechische Zeit
typische Steinbauweise wurde weiterentwickelt zum sauber
gefugten Quadermauerwerk in spätgriechischer und
römischer Zeit. In diese Kanäle wurde dann die
eigentlichen meist aus Ton gefertigten Wasserleitungen
gelegt. |
[108]
Gewölbekanal |
Mit
der Entwicklung des hydraulischen Putzes wurde es
möglich, die Kanalwände damit auszukleiden, so dass
die Kanäle das Wasser direkt aufnehmen konnten. In
römischer Zeit waren die Kanäle dann oft nicht mehr
gemauert sondern aus opus caementitium (Römischer
Beton) gefertigt und dann innen mit hydraulischem Putz
versehen. Darüber befand sich ein aus Steinen
geschichtetes Gewölbe oder der Kanal inklusive des
Gewölbe bestand komplett aus dem Römischen Beton. |
Ebenerdige
oder oberirdische Kanalführung |
Ebenerdige
Kanäle fanden nicht so häufig Verwendung, oft nur als
Teilstrecken eines längeren Leitungssystems. |
[108]
Gedeckter
überirdischer Kanal |
Kanäle
auf Unterbauten (sogenannten Substruktionen) wurden vor
allem in römischer Zeit angelegt. Auf häufigsten sind
oberirdische Kanäle auf Aquädukten
zu finden. Dabei gibt es sie sowohl in gemauerter Form
als auch aus opus caementitium gefertigt. Größtenteils
wurden sie abgedeckt (geschlossene Bauweise), um
Verunreinigungen oder das zu übermäßige Erwärmen
durch Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Das geschah
sowohl durch Natursteinplatten als auch durch gemauerte
Gewölbe. Innen waren sie immer mit einer mörtelartigen
Verkleidung versehen. In Rom
findet man streckenweise auch die Kanäle mehrerer
Leitungen übereinander auf einem Unterbau. |
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Stollenleitungen |
[108]
Querschnitt einer typischen Stollenleitung |
Die
Erkenntnisse und langen Erfahrungen beim Stollenvortrieb
im Bergbau machten die Anlage von Stollenleitungen für
die Wasserversorgung in der Antike möglich. Diese haben
gegenüber oberirdischen Kanälen den Vorteil, dass sie
schwerer aufzuspüren und vom darüber liegenden
Geländeprofil unabhängig zu errichten waren. Die
Stollen waren üblicherweise begehbar und durch
Schächte zu erreichen. Die Schächte dienten der
Ausbringung des Aushub, der Belüftung ermöglichten den
Zugang zu den Stollen zum Zwecke der Reinigung und
Instandhaltung. Sie waren in Abständen zwischen 20 und
40 Metern vorhanden, Vitruv empfiehlt einen Abstand von
35 Meter. Die Tiefe der Stollen variierte gemäß den
lokalen Gegebenheiten stark, Tiefen zwischen 10 und 15
oder sogar 18 Metern waren nicht selten. Dabei hatten
die Stollen oft eine Länge von mehreren Kilometern und
waren innen mit einer Rohrleitung ausgestattet. Aus
römischer Zeit wurden ebenso viele Stollenleitungen
gefunden wie aus griechischer Zeit. Man kann also diese
Grundform des antiken Wasserleitungsbaus nicht als
typisch griechisch ansehen. Allerdings wurde in
römischer Zeit öfter auf die Verlegung einer
zusätzlichen Rohrleitung auf der Stollensohle
verzichtet. Stattdessen kleideten sie die Stollenwände
und den Stollenboden mit wasserfestem Putz aus, so dass
das Wasser direkt im Stollen weitergeleitet wurde. Am
Ende der Stollenleitungen befanden sich dann verputzte Reservoire. |
Die
sogenannten Doppelstollen sind eine nur bei den Griechen
auftretende Bauform und treten im wesentlichen bei
frühen und längeren Stollenleitungen auf. Beide
Stollen liegen dabei übereinander. Der obere Stollen
ist durch Schächte mit dem unteren Stollen verbunden
und war meistens nahezu waagerecht (ohne Gefälle)
vorgetrieben worden. Die oberen Stollen dienten somit
sicher nicht der Wasserweiterleitung, sondern lediglich
die unteren Stollen mit entsprechendem Gefälle. Solche
Doppelstollen finden sich in Athen, im antiken Samos
sowie in Syrakus (Sizilien). Der Sinn dieser doppelt
übereinander liegenden Stollen liegt wohl im Druck des
Gebirge auf tieferliegende Stollen begründet. Der obere
Stollen erfüllte somit eine Schutzfunktion, denn bei
Gebirgsschlag oder sonstigen Einbrüchen war immer
ausschließlich der obere Stollen betroffen. Die
Wasserversorgung wurde also nicht unterbrochen.
Außerdem waren die aufwendigen langen Schächte bis an
die Oberfläche nicht nötig, um im Falle der Reinigung
oder Instandsetzung an den wasserführenden unteren
Stollen heranzukommen. So wurde auch die
Entdeckungsgefahr einer Stollenleitung indirekt über
die Auffindung der Einstiegsschächte deutlich
reduziert. |
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Tunnel |
Tunnel der Wasserleitung
bei Nîmes kurz nach dem Aquädukt |
Mit
Hilfe von Tunneln wurden Wasserleitungen durch Berge
hindurchgeführt. Damit sind sie auch gut von den
Stollenleitungen abzugrenzen, die ausschließlich unter
der Oberfläche vorangetrieben wurden. Tunnel waren in
der Regel Bestandteile größerer oberirdisch
errichteter Wasserleitungssysteme bestehend aus Kanälen,
Aquädukten und/oder Druckstrecken.
Sie dienten also lediglich der Durchquerung von im Weg
befindlichen Bergen oder Hügeln. |
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Aquädukte
und sonstige Unterkonstruktionen |
Aquädukt in Segovia
(Spanien) |
Aquädukte
sind Wasserbrücken, das Wasser wird in Kanalleitungen
auf den typischen Bogenkonstruktionen zum Ziel geleitet.
In der römischen Kaiserzeit wurden die
Wasserleitungsbrücken unter Verwendung des von den
Griechen entwickelten und von den Römer
weiterentwickelten Bogenbaus immer länger. Dies geschah
vor allem um Druckstrecken, wo
immer möglich, zu vermeiden. Zur Versorgung der
Städte, einiger Stadtteile oder bestimmter Bauten, die
sich auf Hügeln befanden, mussten die umliegenden
Senken durch mehr oder weniger lange Bogenkonstruktionen
überbrückt werden. Beispiele dafür finden sich in Rom
und Segovia
aber auch in Mainz
zur Versorgung des höher gelegenen Legionslager.
Die Aquäduktbauweise geht in ihren Anfängen auf die
republikanische Zeit zurück. Mit Beginn der römischen
Kaiserzeit ist die Bauweise voll ausgeprägt und findet
im gesamten Römischen
Imperium immer häufigere Verwendung. Die wenigen
Bauten aus griechischer Zeit sind eher als Mauern mit
kleineren Bogendurchlässen in Sockelbereich zu
bezeichnen (wie zum Beispiel im griechischen Patara). |
Mit
der Verbesserung der Bogenbautechnik und dem damit
verstärkt vorangetriebenen Wasserleitungsbau konnte der
stetig steigende Wasserbedarf römischer Städte in der
Kaiserzeit überhaupt gedeckt werden. überstieg der
Wasserbedarf das Transportvermögen eines Kanals so
verlegte man zwei Kanäle neben- oder, wie häufiger
geschehen, übereinander auf einem Aquädukt oder einer
anderen Unterkonstruktion (Mauer o.ä.). Dies zeigt sich
z.B. sehr eindrucksvoll bei der Kanalführung
der Aqua Claudia und des Anio Novus. Um besonders
große Höhenunterschiede zu überwinden, wie z.B. beim Pond
du Gard mit 49 m, legten die römischen Ingenieure
bis zu drei Bogenreihen übereinander. Aquädukte mit
zwei Bogenreihen erreichten immerhin noch Höhen von 25
bis zu 34 m, da allein die unteren Bogenreihen eine
Höhe von bis zu 22 haben konnten (wie in Segovia).
Der längste Aquädukt mit rund 4,5 km versorgte das
römische Karthago. Über die wassertechnische Funktion
hinaus hatten besonders die größeren Aquädukte sicher
auch eine symbolische Funktion zu erfüllen. Sie sollten
eindrucksvoll die Überlegenheit der römischen
Ingenieurskunst verkörpern, was sicher auch gelungen
ist. Noch heute beeindrucken die zahlreichen Überreste
dieser Architekturgattung den Betrachter und lassen die
Wirkung auf die Menschen in der Antike erahnen. |
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2.
Druckleitungen |
In
vielen antiken Städten gab es eine Ober- und eine
Unterstadt. Konnten viele Unterstädte noch mit
Gefälleleitungen versorgt werden, so stellte die
Versorgung der Oberstädte die antiken Ingenieure vor
neue Herausforderungen, vor allem wenn der
Grundwasserspiegel für eine Versorgung über Brunnen
dort zu tief lag und die Versorgung über Regenwasser
mit Hilfe von Zisternen nicht
ausreichte. Druckstrecken waren auch dort nötig, wo
Geländeeinschnitte selbst mit den größtmöglichen
Bogenkonstruktionen nicht mehr zu überbrücken waren.
Hier musste man sich die Steigkraft des Wassers zu Nutze
machen. Das bis heute der Nutzung zugrunde liegende
Gesetz vom Gleichstand der Flüssigkeiten in
kommunizierenden Röhren wurden uns durch den
griechischen Mathematiker und Ingenieur Heron von
Alexandria übermittelt. Die erste auf diesem Prinzip
basierende Leitung ist allerdings schon vor Heron zur
Versorgung des antiken Olynthos errichtet worden. Hier
handelt es sicher aber noch um eine einfache
Gefälleleitung in Form von Tonröhren, deren Einlauf in
die Senke lediglich etwas höher lag als der Auslauf
(man geht von einem Druck von 10 m Wassersäule aus).
Die Röhren waren verstärkt worden, um den höheren
Druck etwas abzufangen. |
[108]
Prinzipieller Aufbau einer Druckstrecke |
[110]
Druckstrecke und hydraulische Türme in Aspendos (Türkei) |
Bei
jüngeren griechischen und römischen Druckstrecken
mündete die Leitung vor der zu überbrückenden Senke
in ein Einlaufbecken. Diese waren, je nach örtlichen
Gegebenheiten, mit oder ohne turmartige Unter-
konstruktionen versehen. Die von diesem Becken talwärts
laufende Leitung, die am Grund der Senke horizontal
verlaufende Siphonstrecke und die wieder bergan laufende
Leitung wurden wegen des höheren Druckes immer als
geschlossene Rohleitungen ausgeführt. Das Auslaufbecken
(mit oder ohne Unterbau) am Zielort, welches tiefer als
das Einlaufbecken liegen musste, diente der Regulierung
und der Weiterleitung des Wasser in
einen oder mehrere abzweigende Kanäle. Ein
Musterbeispiel einer solchen Anlage ist der Aquädukt
von Aspendos (Türkei). |
Obwohl
auch Tonrohre in Druckstrecken zur Anwendungen kamen.
waren andere Materialien, wie Blei oder Stein, sicher
besser geeignet. Dort wo Tonrohre dann doch verwendet
wurden, waren die Wandungen besonders stark oder sie
waren zusätzlich von einer Schicht aus opus
caementitium umgeben. Im Bereich des östlichen
Mittelmeerraumes waren Steinrohre in Druckleitungen weit
verbreitet, in Italien und im westlichen Mittelmeerraum
wurden überwiegend Bleirohre verwendet. |
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3.
Zusätzliche Kleinbauwerke |
Um
den reibungslosen Betrieb einer Wasserleitung zu
gewährleisten, waren zwischen der Wasserzuleitung und der
innerstädtischen Wasserverteilung einige technischen Zwecken
dienende Kleinbauwerke erforderlich, um Wartungen- und
Reparaturarbeiten zu ermöglichen und erleichtern oder diese
in soweit wie möglich zu reduzieren im Sinne der vorbeugenden
Wartung. |
Einstiegsschächte |
Zur
regelmäßigen Revision der begehbaren Kanäle
dienten Einstiegsschächte, die an bestimmten
Streckenabschnitten angelegt wurden. Diese Schächte haben als
lichte Weite genau den Querschnitt des unterirdischen Kanals,
da dessen Seitenwände einfach bündig nach oben gezogen
wurden. Nach der Abdeckung des Kanal reichten die Schächte
über das Erdreich wahrscheinlich bis zur Brusthöhe hinaus
und waren mit Steinplatten abgedeckt. |
Tosbecken |
Durch
Tosbecken wurden baubedingte Höherfehler und deren
Auswirkungen auf die Wasserleitung ausgeglichen. Lag der
Höhenfehler im Bereich von Zentimetern, wurden einfache
Höhenstufen eingefügt. Höhenfehler im Bereich von
Dezimetern erforderten allerdings besondere bauliche
Maßnahmen. Um Schäden an den Kanälen durch das
hinabstürzende Wasser zu vermeiden, wurden an solchen Stellen
in die Kanalsohle eingetiefte Becken mit Ausbuchtungen an
beiden Kanalwänden eingelassen, die sogenannten Tosbecken.
Somit wurde dem Wasser die zerstörerische Energie entzogen. |
Ableitungsbecken |
Diese
finden sich vor anfälligen Bauwerken, wie Aquädukten. Sie
dienten der Ableitung des Wasser um so das nachfolgende
Bauwerk für Wartungs- oder Reparaturarbeiten trocken legen zu
können. Es gab sie auch in Kombination mit den Absetzbecken.
Diese Becken fanden auch zur Anbindung außerstädtischer
Anlagen, wie zur Versorgung römischer Landgüter und Villen
oder zur Flurbewässerung Verwendung. |
Absetzbecken |
Zur
Wasserklärung dienten kurz vor dem Ziel der Wasserleitung die
Absetzbecken. Dort wurde das Wasser von den im Wasser
befindlichen Schwebstoffen gereinigt. Durch eine gezielte
Verlangsamung des Durchfluss wurde das Wasser beruhigt und
Fremdkörper konnten sich absetzen. Der sich in einem solchen
Becken ansammelnde Schlamm auf der Sohle wurde von Zeit zu
Zeit durch sogenannte Spülschleusen entfernt. Ein in Nuten
geführtes Schütz wurde dazu angehoben und der Druck des im
Becken befindlichen Wassers sorgte für das Ausspülen des
Schlamm. |
Sammelbecken |
Um am
Zusammenfluss mehrerer Leitungsstränge einer
Fernwasserleitung Rückstau in einem der Kanäle zu vermeiden,
ließ man die Leitungsstränge entweder nicht höhengleich
zusammenlaufen oder fügte zusätzliche Sammelbecken
ein. |
Überleitungsbecken |
An
Stellen des Systemwechsel (z.B. von Stollen- auf Kanalleitung)
wurden diese Becken installiert. Sie dienten zur Beruhigung
des Wasser oder zur Überleitung zwischen Leitungen
unterschiedlicher Höhen. |
Umlenkbecken |
Diese
Becken dienten der Richtungsänderung und fanden
größtenteils erst bei römischen Fernwasserleitungen
Verwendung. |
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4.
Wasserverteilung |
Jede
Wasserversorgung, ob durch Brunnen, Quellen, Zisternen oder
Leitungen, bedarf eines Verteilersystems. In griechischer Zeit
gab es die aufwändigen Rohrleitungssysteme der römischen
Zeit noch nicht. So wurde das Wasser an Entnahmestellen durch
die Menschen mit Hilfe von Gefäßen an den Bestimmungsort
getragen. Auch in römischer Zeit nahm die manuelle
Wasserverteilung einen nicht geringen Anteil ein. Die
Verteilung des Wasser über Leitungssysteme war sicher in
allen größeren römischen Städten vorhanden, aber wohl
nicht flächendeckend. Viele vor allem ärmere Haushalte
wurden manuell über die öffentlichen Wasserentnahmestellen versorgt. In einer
römischen Stadt gab es also immer beide Versorgungsarten parallel
nebeneinander.
Die römische Wasserverteilung
über Leitungssysteme erfolgte nach einem dreistufigen System.
Das Wasser wurde zuerst in den Fernwasserleitungen zu den
Hauptverteilerbauwerken ( castellum dividicula)
geleitet. Von dort gingen drei Hauptsyteme ab, welche das
Wasser über die im Stadtgebiet an erhöhter Stelle gelegenen
Wassertürme (castellum secundaria) dem
Verbraucher zuführten. Das erste Hauptsystem versorgte die öffentlichen
Brunnen mit Trinkwasser für die Bevölkerung. Das zweite war
zur Versorgung öffentlicher Anlagen wie Theater, Nymphäen
und Thermen u.ä. vorgesehen. Das dritte Hauptsystem diente
privaten Wasserabnehmern. Der Abgang der einzelnen Hauptsysteme
in den Verteilern war so konstruiert, dass auch bei niedrigem
Wasserstand das erste Hauptsystem immer Wasser führte. Neben
der technischen Betreuung der Wasserleitungen gehörte vor
allem die sozial gerechte Verteilung des Wassers zu den
Hauptaufgaben der curatores aquarum (Beauftragte des Kaiser
und des Senat für die öffentlichen Wasserleitungen). Es war
den Bürgern Roms aber auch möglich, Anträge für private
Wasseranschlüsse an den Kaiser persönlich zu stellen. Die
Genehmigung erfolgte gegen eine Gebühr. Die Wasserentnahme
aus öffentlichen Brunnen und Wasserbecken war für die Bevölkerung
dagegen unentgeltlich. Daher gehörte zu den Aufgaben der
curatores aquarum auch, dass die öffentlichen Brunnen ohne
Unterbrechung Wasser führten.
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Wasserentnahmestellen |
Krenai |
Die
Bezeichnung Krene kommt aus dem Griechischen und bezeichnet
eine von Menschenhand eingefasste, ummauerte oder anders
geschützte Wasserentnahmestelle. Durch die Möglichkeit der
Fernwasserleitungen rückten die Krenai von den Wasserquellen
näher hin zu den Verbrauchsstellen in den Städten. Diese
nennt man dann auch Leitungskrene im Gegensatz zu der
Quellkrene. Bei den Leitungskrenai gibt es zwei Grundtypen,
die Krene als Gebäude mit einem schützenden Dach und die
kleinen ofenen Krenai, die es sehr vielfältigen Formen gab.
Sehr häufig gab es in griechischer Zeit Krenai mit
Wasserspeier in Form von Löwenköpfen. Auch die Krenai mit
Schöpfbecken überwiegen im griechischen Einflußbereich. |
Salientes
(Laufbrunnen) |
Auch
schon in spätgriechischer Zeit kamen die ersten Laufbrunnen,
Salientes genannt, auf. Einige Städte gingen in dieser Zeit
dazu über, ihr Leitungsnetz stärker als bisher zu verästeln
und Nebenstränge zu den einzelnen Stadteilen und später den
römischen Insulae zu verlegen. Das war das Ende der großen
an zentraler Stelle der Stadt gelegenen Krenegebäuden, mit
großen Einzugsbereich und damit auch einem entsprechend
großen Andrang. An ihre Stelle traten immer mehr Laufbrunnen
in den einzelnen Stadtteilen oder den späteren römischen
Insulae. Selbst in antiken römischen Großstädten wie Rom
wurde ein Großteil des privaten Wasserverbrauchs über solche
Laufbrunnen gedeckt. Die Laufbrunnen gab es in vielfältigen
Formen. Unter dem Wasserausfluss befanden sich Becken und
Schalen aller Art sowie eckige oder halbrunde Nischen mit und
ohne zusätzlichen Schmuckelementen, wie Pfeiler, Säulen,
Wände oder Mauern. Zu den traditionellen Löwenköpfen als
Speiern kommen weitere Motive hinzu, wie Büsten aus dem
mythischen Bereich, Flussgötter, Masken aus dem
Theaterbereich oder andere Tierköpfe wie Stiere oder Widder. |
Verteilerbecken
(Verteiler 1.Ordnung) |
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Die
sogenannten castellum dividicula, Verteilerbecken 1.
Ordnung, befanden sich am Stadtrand und sind eine
Entwicklung aus römischer Zeit. Hier endete die
Fernwasserleitung und es gab mehrere Abgänge zu
verschiedenen Bereichen des innerstädtischen
Leitungsnetzes. |
Castellum
dividicula in Nîmes |
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Wassertürme
(Verteiler 2. Ordnung) |
Diese
konnten bisher nur selten nachgewiesen werden (z.B. in
Pompeji), aber waren vermutlich in einigen Städten vorhanden.
Sie werden auch castellum secundaria genannt, Verteiler 2.
Ordnung. Sie lagen am Ende der innerstädtischen
Leitungsstränge und von dort wurde das Wasser erst in
öffentliche Gebäude oder private Häuser weitergeleitet.
Durch Ausnutzung des Prinzip der kommunizierenden Röhren
konnten so auch höhergelegene Stadtbereiche versorgt werden. |
Rohrleitungen
und Förderanlagen |
Tonrohre |
Tonrohre auf dem Forum von
Kourion (Zypern) |
Die
ersten Wasserzuleitungen in minoischer Zeit waren aus
Ton gefertigt und bis in die Spätantike waren dies die
am weitesten verbreitetsten und genutzten Rohrleitungen.
Allerdings haben sich Form, Durchmesser und die
Verbindung der einzelne Rohrstücken über die Zeit
weiterentwickelt. Die Außenwände griechischer und
römischer Tonrohre sind glatt. Die Innenwände sind von
unterschiedlicher Qualität, von sehr fein geschlemmtem
Ton bis hin zu recht rauhen Wänden ist alles vertreten.
Um die höheren Reibungsverluste rauher Innenwände zu
minimieren, wurde diese innen bemalt oder zusätzlich
mit Schlemme überzogen. Der große Nachteil von
Tonrohren liegt darin, dass die Halsenden nur etwa halb
so dick sind wie die sonstige Rohrwandung. Ihr Vorteil
vor allem im Vergleich zu den Bleirohren liegt in der
einfacheren Reparatur sowie der gesünderen
Wasserqualität. Tonrohrleitungen wurden direkt im
Erdreich, aber auch zusätzlich in Sand, Mörtel oder
opus caementitium verlegt. |
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Bleirohre |
Bleileitung in der Thermen
von Badenweiler |
Die
älteste bekannte Leitung dieses Typ in der Antike ist
die im archaischen Artemision von Ephesos. Erst später
fanden Bleileitungen in größerem Umfang Verwendung
für griechische und römische Druckleitungen, für
außerstädtische Zuleitungen, die innerstädtischen
Verteilersysteme sowie Hausanschlüsse. Bleirohre hatten
einen tropfenförmigen Querschnitt, der sich bei
entsprechendem Druck aufweitete und letztendlich die
Kreisform erreichte. Die einzelnen Röhren wurden mit
verlöteten Muffen aus Blei verbunden. In römischer
Zeit waren die Rohrmaße vereinheitlicht und stellten
damit eine der ältesten Normierungen der Welt dar. |
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Bronzerohre |
Dieser
kostspielige Leitungstyp wurde lediglich für Verbindungsrohre
oder für den Anschluss von Privathäusern an das Leitungsnetz
verwendet. Bronzerohre fanden aber auch bei Verteilerbecken
Verwendung oder um unerlaubte Wasserentnahme zu verhindern.
Außerdem wurden sie bei Unterwasserleitungen (wie z.B. von
Sizilien zur Insel Motia) eingesetzt. |
Holzrohre |
Eiserne Muffenkränze in
Vitrinen der Kleinen Thermen in Kempten (Cambodunum) |
Holzrohre
haben sich aufgrund der Verhältnisse in den ehemaligen
römischen Provinzen nördlich der Alpen wesentlich
besser erhalten als im Mittelmeerraum. Hals und Kragen
wurden geschnitzt oder gedrechselt. Die einzelnen
Holzröhren wurden mit eisernen Muffenkränzen
zusammengehalten, die sich bis heute teilweise besser
als die hölzernen Röhren erhalten haben. |
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Steinrohre |
Steinrohre
waren im Gegensatz zu Bleirohren in Druckleitungsstrecken noch
besser einzusetzen. Normalerweise bestanden Steinrohre aus
Kalkstein in unterschiedlichen Härtegraden und nur selten aus
Sandstein. Im Vergleich zu den Tonrohren konnten hier die
Passstücke der einzelnen Röhren genauer gearbeitet werden.
Außen waren die Steinrohre zumeist quaderförmig. |
Rohre
aus opus caementitium |
Diese
Rohre aus römischem Beton wurden wie Steinrohre
vorwiegend für Druckstrecken eingesetzt. Sie konnten
aber recht selten nachgewiesen werden. Ihre Herstellung
war im Vergleich zu den anderen Rohrtypen aber eher
einfach, da sie in Serie gegossen wurden. |
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